Samstag, 15. Februar 2014

[BuchBlubb] ► Denn keiner ist ohne Schuld (Elizabeth George)



Schuld. 
Schweigen.
Verhängnis...
♠EN: Missing Joseph
♠Verlag: Blanvalet (1994)
♠Seiten: 665
♠Genre: Krimi
♠Reihe: Lynley&Havers #6

1st: >> Cappuccino- das neue Mittel gegen Weltschmerz und Depression. <<
Weg aus London, weg von ihrem offenbar unerfüllbaren Wunsch nach einem gemeinsamen Kind und dieser Belastung für ihre Beziehung. Simon St. James, Inspector Lynleys bester Freund, und seine Frau Deborah wollen in dem winzigen Dorf Winslow eigentlich nur zur Ruhe kommen. Doch der Pfarrer, vom dem gerade Deborah sich Trost erhofft hatte, wurde vergiftet. Vermeintlich versehentlich, aber der Verdacht von vorsätzlichem Mord haftet hartnäckig an der kräuterkundigen Juliet Spence und auch St. James ist misstrauisch. Nur hätte er sich im Traum nicht ausmalen können, in was er sich, Deborah und den zu Hilfe gerufenen Lynley da hineinzieht. Aus einem verhängnisvollen Labyrinth aus zerstörten Träumen, fehlgeleiteten Gefühlen und alten Schulden scheint es für die beteiligten Dorfbewohner kein Entkommen zu geben...   



Angeschwemmt... wurde das Buch im Rahmen meiner „Ich will sie alle als Hardcover“-Aktion (Ja, ich hatte schon leichter umzusetzende Einfälle) vor einiger *hust* Alt-SuB *hust* Zeit. Dieses hier konnte ich beim jährlichen Flohmarkt ergattern! Seit ich sie also alle hier habe, hat ein Roman um Lynley und Havers für mich ein bisschen etwas von einer Pralinen-Schachtel, aus der man sich immer mal wieder eine Leckerei gönnt und nicht die ganze Packung auf einmal vernichtet.

Abgetaucht... bin ich entsprechend mit Genuss. Elizabeth Georges neuere Romane mögen inhaltlich streitbar sein, aber gleichbleibend genial vom ersten bis zum letzten Band der Reihe ist für mich ihr Schreibstil. Amerikanerin hin oder her, aber ich kenne keinen anderen Autor, der Krimis so englisch schreibt, wie die Meisterin persönlich. Was das für mich heißt? Diskret, zurückhaltend, stimmungsvoll. Keine Effekthascherei, aber Atmosphäre zum Anfassen! Mühelos schafft es die Autorin, dass der Leser wie gebannt an ihren Worten hängt. Es geht meistens ruhig zu und sie beschreibt auch gerne mal ausführlichst, anspruchsvolles Vokabular inklusive. Aber eben nicht nur Blumen, Büsche und Tauben, sondern am liebsten auf psychologischer Ebene. Zwischen den Zeilen und auf den Zeilen, es gibt immer etwas zu entdecken! Alles hat Bedeutung und ist stiltechnisch meistens so edel verpackt, dass ich das Lesen wirklich genossen habe. Was der Stil eines George R.R. Martins für Fans epischer Fantasy ist, das ist der von Frau George für Freunde stilvoller Krimis.

Badegäste... sind hier – leider – nicht Lynleys Team. Der Inspector spielt zwar eine Hauptrolle, aber auf Barbara Havers und Co. muss der Leser – leider!! – größtenteils verzichten. Dafür sind Simon und Deborah mit von der Partie und bringen neben einer Leiche auch jede Menge Beziehungsprobleme mit. Als ob Lynley davon nicht selbst gerade schon genug hätte... Aber auch wenn Deborah nicht nur Simons Nerven arg strapaziert, haben mir die Szenen aus dem Leben der Charaktere wie immer sehr gut gefallen. Die Charaktere sind einfach wahnsinnig toll gezeichnet und ich lese über ihre Beziehungen, deren Höhen und Tiefen mindestens genau so gerne, wie über ihre sonstigen Freuden und Leiden, ihr humorvolles Miteinander und alles andere. Meine Gier nach mehr ist stärker, als in meinen extremsten GZSZ-Zeiten. Umso schlimmer also, dass das Hauptaugenmerk auf den (Un-)Beteiligten am vermeintlichen Unfall des Pfarrers liegt? Keinesfalls. Es fällt mir schwer, das spoilerfrei in Worte zu fassen. Aber wie gewohnt deckt Frau George auch hier Schicht um Schicht hinter den Fassaden der Charaktere auf und ich sage es mal so, sauberer wird es selten. Gibt es eine Krimi-Autorin, die Menschen und ihre Abgründe tiefgründiger und glaubwürdiger gestalten kann? Die Grenzen zwischen Täter und Opfer besser verschwimmen lässt? Ich kenne keine.

Schwimmzüge... beginnen gemächlich. Ein Streit unter Liebenden hier, ein unglücklich ungekommener Pfarrer dort. Der hinzugezogene Lynley trifft zwar auf einige Ungereimtheiten, viele Spekulationen und noch mehr Gerüchte, aber konkrete Beweise findet er zunächst nicht. Dass der zuständige Polizist ein Verhältnis mit der „Mörderin aus Versehen“ hat, das beschleunigt seine inoffiziellen Ermittlungen auch nicht gerade. So wie Lynley versucht, sich ein Bild von der Geschichte zu machen, so taucht auch der Leser zunächst einmal ins Leben der Beteiligten ein. Es gibt keine Mordserie, kein Gefühl von Bedrohung, keine akute Dringlichkeit. Es ist mehr das Aufrollen einer Geschichte, wie sie verwobener und tragischer nicht sein könnte. Einigen dürfte das vielleicht zu wenig Spannung sein. Mir aber hat es sehr gut gefallen und vor der Auflösung kann ich nur den Hut ziehen. Ich hatte – wie immer – viele Vermutungen, lag aber – wie meistens - komplett falsch. Nur eine bestimmte Szene und unabhängig davon der Wunsch einer Person, sowie in beiden Fällen der Umgang der Beteiligten damit, hatten für mich einen sehr, sehr faden Beigeschmack. Wäre das nicht gewesen und hätte Havers den einen oder anderen Auftritt mehr gehabt, dann wäre es wieder einmal die Höchstwertung geworden.


Schlingen aus Irrungen und vergangenen Sünden ziehen sich in der Gegenwart zunehmend zu und schnüren nicht nur den Charakteren die Luft ab.
Inhalt: ♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥

15.02.2014

6 Kommentare:

  1. Einer der besten Rezis, die ich bisher im Teich geelsen habe, no kidding! Nur das Bild ist etwas Schwindel erregend, zieht aber sozusagen auch optisch in die wirbelnde Spannung rein ; ) Was hat es denn mit den "streitbaren Inhalten" der neueren Bücher auf sich? ( Für alle Nicht-Expertinnen wie mich).

    Buchstabenbunte Grüße von das A&O

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    1. ...las das Amphin und da ward es geschene: aus frosch-frech-grün wird Tomaten-knall-rot! Vielen, vielen Dank ^///^ Auf so ein dickes Lob vom A&O bin ich ganz besonders stolz und auch Tage später will das freudige Grinsen einfach nicht aus meinem Gesicht weichen :D

      Was nicht ist, das kann noch werden! Hast du dich schon mal an der Meisterin des Krimis versucht?
      Sagen wir mal so. Elizabeth George hat bezüglich ihrer Hauptcharaktere am "Wo kein zeuge ist" einige Entscheidungen getroffen, die vermutlich nicht jeden Frosch der sieben Lesemeere glücklich gestimmt haben dürften. Falls du Lynley und Havers mal auf die Sitzsäcke einladen möchtest (was ich dir sehr, sehr empfehlen kann!), dann lies auf KEINEN Fall die Kurzbeschreibungen der neueren Bücher. Bei solchen Spoilern hätte die Titanik keinen Eisberg gebraucht, um unterzugehen.

      Tomatenrot-glückliche Grüße vom Frosch

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  2. Huch, da kannte ich doch glatt deinen Blog noch nicht :( Wie gut, dass sich das jetzt geändert hat ! Gefällt mir richtig gut hier und der Header ist der Knaller!

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    1. Dann mal ein ganz recht herzliches Willkommen in der Teichlandschaft! Freut mich, dass es dir in der Teichlandschaft gefällt und ich reserviere dir gerne für zukünftige Besuche ein Liegetuch :)

      Vielen Dank :D

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  3. Dankeschön!
    Freut mich, dass es dir hier gefällt und hoffe, dass du gelegentlich mal wieder vorbeigeschwommen kommst :)

    Liebe Grüße,
    Kermit

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